Der zeltplanenbespannte Garten der St. John’s Church in Maadi, gegenüber von der American School, ist voll. 200 sind gekommen, jung und alt gut gemischt. Der renommierte CNN Korrespondent Ben Wedeman, der von Kairo aus durch die „Hot Spots“ zwischen Afghanistan und Westafrika tourt, trägt seine „Reflections on the Current Middle East“ betont locker vor. Hinterlegt mit politischen Cartoons, die man sich unter http://www.mahjoob.com/ anschauen kann. Lohnt sich!
Jedenfalls sähe alles mehr nach einer langwierigen Reform denn nach einem „arabischen Frühling“ aus. Er blickt als Zeitzeuge zurück, sagt, man hätte es kommen sehen können. Die eher bange Frage aber sei die nach dem „day after“, und die meßbaren Veränderungen seien ernüchternd. Die Breitenwirkung einer solchen unbeantworteten Frage sei nicht zu unterschätzen. Ich finde, in dieser Bemerkung steckt etwas salomonisches: kann sein, dass das verratene Volk wieder auf die Straße geht, kann aber auch sein, dass Ängste den Militärs als „Retter der Nation“ in die Hände spielt. 40 Prozent der Ägypter überleben zudem nahe dem Existenzminimum. Doch den Pendelschlag kann auch Ben vom CNN nicht vorhersagen, unvorstellbar – sagt er – sei allerdings, dass der Prozess einer Demokratisierung aufzuhalten sei. Tantawi sei regierungsmüde. Nur: Was wird in Syrien? Wie destabilsierend wird die Wirkung auf die Region sein? Die zukünftige Rolle des Militärs bleibt also offen und eine der größten Herausforderungen.
Es hagelt Fragen, anschließend wird in Gruppen weiterdiskutiert, bis sich die eher kleine „deutsche Gemeinde“ in ein nahegelegenes Lokal zurückzieht und – auch – über Politik spricht.