Es ist die schönste Zeit in Ägypten, wenn es nach dem Obst geht. Es ist die Zeit der Mangos. Limetten werden einem nachgeschmissen, Melonen, Pfirsische, Pflaumen, Orangen gibt es, wahlweise frisch oder versaftet. Angebaut wird in den Oasenplantagen rund um Kairo, freilich auch im Nildelta.
Ich bin mit Mohamed Helal verabredet, einer der Pioniere des biologisch orientierten Anbaus in Ägypten. Am frühen Morgen geht es los in Richtung Wadi Natrun, rund 20 Kilometer außerhalb Kairos. „Dieses Fleckchen Erde hat Jesus geküsst“, sagt Mohamed auf der Hinfahrt. Und er bekräftigt: „Wirklich, es ist sogar überliefert“. Mohamed ist Muslime, ich bin mir unsicher, wie ernst es gemeint ist. Mit dem Anbau aber meint er es ernst. 20 verschiedene Mangosorgen will er mir zeigen. Mir war bislang nicht klar, dass es überhaupt mehr als zwei gibt, eine kleinere und die großen halt.
Die Plantage ist einige Hektar groß. Kreuz und quer geht es durch die Baumkulturen. Immer wieder kreuzt er die Sorten, um besseres zu züchten. Er ist sichtlich stolz, einer der ersten Agrarökonomen zu sein, der hierzulande biologisch und nachhaltig anbaut. Keine Pestizide, natürlicher Dünger und sehr viel Pflege.
25 Bauern kümmern sich um die Bewirtschaftung und und Ernte. „Die Pflege der edlen Bäume ist das aller wichtigste“, sagt er und bricht einige verdorrte Zweige von seiner letzten Mangozüchtung (siehe Bild unten). „Ich habe die Arbeiter nach meinem Studium persönlich ausgebildet“, berichtet er.
Der Wein ist bereits abgeerntet, die Dattelernte steht unmittelbar bevor. Die Dattelpalmen tragen schwer mit der Frucht, insgesamt dürften hier einige Tonnen zu ernten sein.
Limonen, Limetten und 8 Sorten Datteln, darunter einigte besonders edle, zeigt er mir auf seiner ersten und kleinsten von insgesamt drei Plantagen. Die Früchte werden aufwändig veredelt, konserviert, exportiert, vielleicht um auf deutschen Adventstischen vernascht zu werden.
„Am liebsten würde ich genau hier, inmitten meiner ersten Plantage leben. Hier lebt man noch nach anderen Gesetzen. Ich bin der Sheikh in dieser Region, derjenige, der im Falle von Streitigkeiten vermittelt und am Ende entscheidet. Ach, ich weiß es nicht, im Moment ist es nicht so weit, es geht uns in Zamalek nicht schlecht.“
Ahmed, der die Farm in seiner Abwesentheit leitet, gibt Mohamed gerade geerntete Limetten. Ich kann es nicht verhindern, doch eine ganze Kiste Obst geht mit nach Heliopolis.
Es war nur wenige Tage nach den Gewaltexzessen, als wir fuhren. Inzwischen ist es ruhiger geworden in Kairo. Die harte Hand der Generäle zeigt Wirkung. Aber das Militär zeigt Präsenz. Wir passierten eine Panzerkolonne, immer wieder stehen gepanzerte Fahrzeuge mit schussbereiten MGs am Straßenrand. Ein offenes Gespräch entwickelt sich.
Mohamed ist konservativ, kennt führende Militärs persönlich und versuchte mir immer wieder deutlich zu machen, dass es gar keine Alternative gegeben habe als unerbittlich vorzugehen. Für ihn sind die „Brotherhood“ einfach Faschisten. Was ich gesehen habe, gelesen, aus vielen Gesprächen erfahren, deckt sich nicht mit seiner Wahrnehmung. Falls es überhaupt um Wahrnehmung geht. Medienvielfalt und wahrheitsgetreu recherchierte Berichte sind hier, in diesen Zeiten, Mangelware.
Mohamed wollte eigentlich nur kurz an seiner Plantage halten und gleich weiterfahren. Doch wir blieben zwischen Früchten, Palmenalleen und seinen wissenschaftlichen Anbaumethoden hängen, inspizierten Wasserbrunnen und Taubenhäuser zwischen Rebenanbau.
Doch nicht als Biobauer hat sich Mohamed einen Namen gemacht. Vielmehr ist er ist bekannt als der „Mister Energie Efficient“ Ägyptens. Mit seiner Firma „Futek Egypt“ ist Mohamed Helal der landesweit größte Hersteller energieeffizienter Lampen und Leuchtmittel, noch vor Philips. Um die Mittagszeit fahren weiter nach Sadat City, wo er mir seine Fabrik und sein Forschungslabor zeigen will, bereit für das nächste Shooting … aber nur Fotos! … doch mehr davon in einem späteren Beitrag.